Outer West Bibel – Teil 1 – 1. Buch: VOR DER ZEIT (Achtung! Sprache veraltet, Update folgt!)
I Gesang der Ewigkeit
Das Vers ist ewig.
Das Vers ist immer im Wandel.
Niemals wird es enden.
Nie hat es begonnen.
Das Vers besteht aus vielen Welten.
Im Vers sind sie alle Eins.
Das Hier und Jetzt ist unermesslich.
Und wird an Größe nur von Zukunft und Vergangenheit übertroffen.
Dies ist das große Spiel.
Wir alle sind Teil des Großen Geistes.
Aus ihm kommen wir.
Zu ihm kehren wir zurück.
Ewig nährt unser Blut die Erde.
Gut und Böse sind Brüder im Manitoba.
Schatten und Licht.
Wärme und Kälte.
Leben und Tod.
Stille und Klang.
Oben und Unten.
Nichts ist ohne das Andere.
Der Große Geist vereint alles in sich.
Der Mensch und der Große Geist sind nicht zwei!
II Ina Maka
Zur Zeit der Uralten, als der Manitoba schon ewig währte, war unsere Welt aufgeteilt in zwei Reiche – das obere gehörte den Uralten, das untere wurde von dem großen Ungeheuer beherrscht. Im unteren Reich gab es nur völlige Dunkelheit, auch nicht ein Funken Licht war dort vorhanden. Im oberen Reich des Lichtes lebten jene Uralten die wie Menschen waren.
Einst geschah es, dass eine Frau, deren Leib schwer war, schwanger vom Manitu, ihre Zeit gekommen fühlte. Erschöpft ließ sie sich auf einer Matte aus Gras nieder, die ihr die Verwandten ausgebreitet hatten. Mit einem Male jedoch versank sie, immer tiefer. Sie verschwand in der dunklen Erde und fiel schließlich in das untere Reich. All dies war Teil des Manitoba.
Das große Ungeheuer, das aussah wie eine gehörnte Schlange, sah das Wesen aus dem oberen Reich fallen und rief sogleich alle Bewohner der unteren Welt zusammen. Sie sollten an eben jener Stelle stehen, an der die Frau niederfallen würde. Immer noch fiel die Frau durch das Nichts, das die beiden Reiche trennte und doch Teil aller Welten war. Als alle Wesen der Dunkelheit versammelt waren, beschlossen sie, einen von ihnen, den Sandwurm, den großen Bringer, in die große Tiefe zu senden, um eine Hand voll jenes Erdbodens zu holen, aus dem die Welt bestand. Immer noch fiel die Frau durch das Nichts, das zwischen dem oberen und dem unteren Reich war.
Als Shai´Hulud die Erde gebracht hatte, bot sich Große Schildkröte Ina Maka, an, die weiche Erde auf ihrem gewaltigen Rücken zu tragen, damit alles bereitet sei für die fallende Frau der Uralten. So kam es, dass die Frau auf die weiche Erde fiel, die auf dem Rücken der Großen Schildkröte ausgebreitet lag. Sogleich begann die Schildkröte zu wachsen, und unermesslich groß wurde ihr Rücken. Und ihre Knochen wurden die Knochen der Erde und ihr Panzer der Horizont. Kurz darauf gab die Frau zwei Jungen das Leben, während sie selbst starb, kaum dass die Kinder geboren waren. Ihr Blut nährte die Erde auf dem Rücken Ina Makas und jene Uralte und Ina Maka wurden eins. Und Ina Maka wurde fruchtbar. Die Dunkle Erde.
III Guter Geist und Böser Geist
Zwei Jungen waren geboren auf der neuen Erde. Bei der Geburt aber hatte sich eine böse Absicht in den Körper des einen Jungen begeben, während der zweite Junge einen guten Geist erhielt.
Kaum hatten sich die Brüder zurechtgefunden, da begannen sie bereits zu streiten, denn Guter Geist versuchte immer wieder seinen Bruder Böser Geist von seinen Untaten zurückzuhalten.
Guter Geist beschloss, die Dunkle Erde müsse Licht haben, denn er liebte seine Mutter, die eins war mit Ina Maka. Es müsse Licht geben, damit die Ungeheuer, vor allem die Gehörnte Schlange, vertrieben würden.
Böser Geist aber wollte davon nichts wissen, sondern behauptete, dass die Welt ohne Licht viel besser sei. Denn er liebte Ina Maka, die eins geworden war mit seiner Mutter. Es sollte dunkel sein damit die Welt friedlich schlafen könne.
Guter Geist jedoch ließ sich nicht beirren, sondern formte aus dem Körper der toten Mutter die Sonne und die Sterne. Aus einem Anhänger, den der Mann der Uralten Mutter ihr vor ihrem Fall gegeben hatte, machte Guter Geist den Mond. Der Kopf der Frau wurde die Sonne, noch heute hat sie die Herrschaft über alles Licht, so wie der Kopf über den Körper gesetzt ist. Wo aber das Licht erschien, da verkrochen sich die Ungeheuer der unteren Welt und verschwanden in den tiefsten Tiefen, dorthin, wo selbst das Licht sie nicht erreichen konnte.
Böser Geist jedoch ließ sich nicht beirren und nahm die Grasdecke die mit der Uralten Mutter aus dem oberen Reich gefallen war und legte sie über den Körper Ina Makas. Sogleich wurde die Sonne müde und auch die Sterne konnten nur schwach durch die Decke scheinen. Da rangen Guter und Böser Geist miteinander. Als Guter Geist sah, dass seine Mutter unter der Decke friedlich schlief, ließ er mit sich eine Abmachung treffen und Böser Geist willigte ein. Denn sein Bruder war stärker als er.
So gaben die Brüder im Wechsel Licht und Dunkelheit auf Ina Maka. Ruhe und Fidelis. Tag und Nacht. Nur der Mond durfte unter die Decke bei Nacht, damit er die Erde sanft bescheinen konnte und Ina Maka, wie ihr Mann in der Oberen Welt, bewachte. Doch die Brüder fochten immer fort. Und so waren einmal die Tage länger, einmal die Nächte. Und so gaben Guter Geist und Böser Geist je einen Teil von sich der immer fort um Licht und Schatten kämpfte und erschufen die Zeit über Ina Maka. Der Mond liebte beide Söhne der Erdmutter und so wand er sich einmal jenem einmal dem anderen zu. So entstanden Tage und Nächte, Monate und die Jahreszeiten.
So wie es der Manitoba vorsah.
IV Die Kinder Ina Makas
Nachdem Guter Geist der Welt so das Licht gegeben hatte, das aus dem Körper der Mutter stammte und Böser Geist Ina Maka die Dunkelheit brachte, damit sie sich erholen konnte und den Ahnen der Schildkröte gedacht wurde, beschloss Guter Geist die Erde wohnlicher zu machen.
Jene Insel, die der Rücken der welttragenden Schildkröte war, sollte bereitet werden für die Menschen, die nach ihm kommen sollten. So schuf er Flüsse und Bäche, Felsen und Berge, Wiesen und Wälder und gab jedem Tier und jeder Pflanze einen Platz in seiner Schöpfung. Auch zwei Menschen schuf er, einen Mann und eine Frau, und blies ihnen in die Nasenlöcher, damit sie zu atmen begännen wie die übrigen Geschöpfe auch.
Diese beiden Wesen nannte er Ea-gwe-howe, das heißt „echte Menschen“, zum Unterschied von den Uralten, die in der oberen Welt wohnen. Den beiden Menschen aber gab er die Weltinsel auf dem Rücken der Großen Schildkröte, denn Sie war ihre Mutter, Ina Maka, und er setzte sie ein als Wächter über alle Kreaturen.
Den Menschen ist das Gut dieser Welt nur anvertraut bis Guter Geist es ihnen eines Tages wieder abverlangt und sie Rechenschaft ablegen müssen über seine Berge, Wälder und Flüsse, seine Pflanzen und Tiere. Donner wurde bestellt, die Erde mit seinem Regen zu bewässern, damit Menschen, Tiere und Pflanzen gedeihen sollten.
Böser Geist hatte unterdessen seine eigene Schöpfung begonnen. Hohe Berge hatte er den Flüssen in den Weg gelegt und Bäche über Felshänge geleitet, von denen sie brausend in die Tiefe sausten, um klatschend auf den Felsen zu zerschellen. Schlangen und Kröten und allerlei Ungeziefer hatte er erschaffen nach dem Vorbild jener Ungeheuer, welche das stetig wiederkehrende Licht vertrieben hatte. Nur viel kleiner waren diese Geschöpfe geworden, denn Guter Geist sollte nichts merken von dieser Tätigkeit. Daher trug Böser Geist seinen Kreaturen auf, sich zu verstecken unter Steinen und Klippen, damit Guter Geist Ihrer nicht gewahr würde.
Auch zwei Menschen versuchte Böser Geist zu erschaffen, aber so sehr er sich auch mühte, er konnte ihnen kein Leben einblasen, denn Böser Geist hatte nicht die Kraft Menschenseelen zu erschaffen. Als Guter Geist sah was sein Bruder tat half er ihm und hauchte den beiden Gestalten Leben ein. „Da ihr vom Bösen kommt, sollt ihr ihm gehören“, sprach er und seit dieser Zeit ist das Böse auf der Welt. Aber selbst das Böse ist ein Teil des Guten, denn Guter Geist hatte der Schöpfung seines Bruders von seinem Atem gegeben. Und alle sind eins im Großen Geist.
V Das Zeitalter der Kinder Ina Makas
Böser Geist aber ruhte nicht, sondern sann auf Rache, denn er konnte es nicht verwinden, dass sein Bruder mächtiger war. Daher stellte sich Böser Geist eines Tages vor die Sonne und in seinem Schatten schlüpfe die gehörnte Schlange, die das Böse ist, in die Tiefen der Meere und lies sie anschwellen um die Tiere und auch die Mensch auf den Ebenen und Bergen zu ertränken.
Als Guter Geist die Meere schwellen sah stieß er Böser Geist nieder und die Sonne, die große Mutter, schien wieder voller Kraft. Ja so kräftig, dass sie bis in die Tiefen der Meere schien und die gehörnte Schlange wieder in die Dunkelheit unter der Welt fliehen musste.
Daraufhin begannen die beiden ungleichen Brüder erneut Streit. Lange Zeit kämpften sie miteinander und die Kinder Ina Makas sahen mannigfaltige Wundertaten und Katastrophen in dieser Zeit, aber am Ende siegte Guter Geist über seinen bösen Bruder, denn er war stärker. Böser Geist versank in die Tiefe, dorthin, wo sich die Ungeheuer versteckt halten und wurde wieder Teil des Großen Geistes, während Guter Geist die Erde wiederherrichtete und Sie den Menschen zurück gab. Daraufhin erhob sich Guter Geist ins Licht und wurde wieder eins mit dem Großen Geist. Guter und Böser Geist aber kehren von Zeit zu Zeit zurück auf die Erde, um die Menschen zu Helden zu machen oder sie zu erschrecken. Gut und Böse sind Zwillinge, Kinder einer Mutter, und jedes von ihnen hat seinen Platz in der Welt.